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Geschichte der Apotheke Ebersdorf

Die Arzneitaxe und die Pharmakopoe

Die Instruktion für den Apotheker

Selectus formularum in Pharmacopolio Ebersdorfiensi usitatarum

Lehrkontrakte

Eckmarkische Pillen

Artikel von Dr. R. Laufke


Geschichte der Apotheke Ebersdorf

Die Apotheke ist eine Gründung der Brüdergemeine, die sich unter Zinssendorf in Ebersdorf niederließ. Von Heinrich dem XXIV. wurde diese Siedlung, die sich bis ins 20. Jahrhundert neben dem Ort Ebersdorf die Eigenständigkeit bewahrte, am 1.6.1761 mit einem Privileg "einer Konzessionsacht" ausgestattet, die es der Gemeine erlaubte, "alle Arten der Künste, Handwerker und Gewerbe, ohne sich den Innungen incorporiren zu lassen, zu treiben". Die Einrichtung einer Apotheke wurde dort zwar nicht erwähnt, doch dürfte diese sinngemäß mit eingeschlossen gewesen sein, da bereits seit 1746 eine derartige Einrichtung bestand. Die damalige Offizin, anfänglich wohl ausschließlich eine Hausapotheke der Gemeinärzte, fand in dem neuerrichteten Waisenhausflügel unter dem Kirchensaal, der am 16.10.1746 eingeweiht wurde, ihren Platz.

Geleitet wurde sie vom damaligen Gemein-Medicus Hasse. Schon einige Jahre später (1749) wurde die Offizin jedoch in das im Jahre 1746 begonnene und 1761 fertiggestellte heutige Apothekengebäude überführt. Einen Einblick in den damaligen Geschäftsbetrieb gibt uns die "Berechnung der Apotheken=Casse" aus dem Jahr 1751, die vom Leiter des damaligen Gemein-Ladens Johann Christoph Pohlmann geführt wurde. Bei einem Betriebskapital in Höhe von 462 Talern, das von der Brüdergemeine vorgeschossen war, Betrug der Umsatz lediglich 239 Taler, während die Außenstände mit 42 Talern sehr hoch erscheinen. Beliefert wurden zu jener Zeit speziell die Einrichtungen der Brüdergemeine, so das Brüderhaus, das Schwesternhaus, das Waisenhaus u. a.

Aber auch die umliegenden Orte wurden bereits damals von Ebersdorf versorgt. So finden wir z.B. Patienten aus Lobenstein, Friesau, Röppisch, Zoppoten, Ruppersdorf, aus Pottiga, Neuendorf, Titschendorf, ja sogar solche aus Gera werden erwähnt. Ebenso gering wie die Umsätze waren selbstverständlich auch die Einkäufe der Offizin. Neben zahlreichen Rechnungen, die die persönlichen Bedürfnisse betreffen, wurden vor allem Kräuter eingekauft. So finden wir neben Engelwurz, Königskerzenblüten, Macis, Pomeranzen, Pfeffer, Ingwer, Anis, Muskatblüten, Lycopodium, Fenchel, Tamarinde, Marrubium album, Himbeeren, Engelsüß, Tausendgüldenkraut, Calmus, weiter Rosinen, Honig, Zucker, Branntwein, Weinessig, Lebenspulver, Magenelixier, Baumöl, während Chemikalien recht selten erscheinen, nämlich nur Alaun, Pottasche, Vitriol, Salpeter, Tartar.vitriolatus, Clyssus antimonii sulfuratus sowie Grünspan. Des weiteren wurden Korke, Gläser, 1 Buch Silber, Bindfaden, Schachteln, Schneidemesser usw. aufgeführt, und es bleibt zu vermuten, dass auch präparative Arbeiten durchgeführt wurden. Dafür spricht das Verzinnen einer Blase, die Anschaffung eines Schmelztiegels und das Versetzen des Laborofens.
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Die Arzneitaxe und die Pharmakopoe

Als Taxen scheinen in Ebersdorf die Kgl. Preußischen Arzneitaxen Geltung gehabt zu haben. Jedenfalls konnten nur sie aufgefunden werden. Die älteste Taxe stammt aus dem Jahre 1804, die folgenden neueren Ausgaben aus den Jahren 1832, 1838, 1841, 1851, 1858 und so fort. Diese Regelung steht im Gegensatz zu der der Hofapotheke Schleiz, die sich ab 1835 nach der Kgl. Sächsischen Apothekertaxe richtete und erst 1853 die Kgl. Preußische Arzneitaxe übernahm. Wie weit für Ebersdorf die Taxe von Heinrich dem X. und ersten Reuß aus dem Jahre 1667 Geltung hatte, lässt sich leider nicht feststellen. Ebenso wie bei den Arzneitaxen dürfte in Ebersdorf die Kgl Preußische Pharmakopoe verwendet worden sein.

Das Vorhandensein verschiedener anderer Arzneibücher, wie etwa der Pharmakopoe Edinburgensis, der Pharmakopoea Batava, der Pharmakopoea von Trommsdorf, der Pharmakopoea universalis, der Armenpharmakopoea von Hufeland, des Lippesche Dispensatoriums, des Deutschen Apothekerbuchs nach der Pharmakopoea Danica von Tr. Schlegel u.a. lassen jedoch den Schluss zu, dass auch diese Arzneibücher herangezogen wurden. Im Laufe der nächsten Jahre vergrößerte sich die Offizin weiter und ihre Bedeutung stieg wesentlich über die Grenzen der Brüdergemeine hinaus. Aus einem Schreiben des Apothekers La Chenal aus dem Jahre 1805, welches an den damaligen Landesherrn gerichtet war, entnehmen wir näheres über die Verhältnisse in Ebersdorf.

La Chenal, auch Laschenal oder Laschinal geschrieben, stand der Apotheke seit 1799 als Verwalter vor. Er schreibt über die bisherige Entwicklung: "Die Offizin besteht bereits seit 45 Jahren und von Anfang an war sie nichts anderes als Hausapotheke der Ärzte und Wundärzte, die die Sorge über Patienten der Gemeine hatten". Aus seinem Schreiben erfahren wir weiter, dass vermutlich auf den Gemein-Medicus Hasse der Medicus Dr. Gebhardt folgte. Als sich die Apotheke so vergrößerte, dass eine Weiterführung als Hausapotheke nicht länger möglich war, übernahm der Vater des Dr. Gebhardt die Apotheke als erster Apotheker. La Chenal schreibt hierzu: "Herr Gebhardt war kein gelernter Apotheker, sondern eigentlich Wundarzt, doch aber waren seine Kenntnisse im Pharmazeutischen ziemlich ausgebreitet". Zur Zeit La Chenals - er war der erste ausgebildete Apotheker in Ebersdorf - war die Apotheke dann endgültig der bisherigen Zwischenstellung von Hausapotheke der Ärzte und Öffentliche Apotheke entwachsen. "Sie hielt einen offenen Laden und dispensierte an jedermann". Trotzdem darf nicht übersehen werden, dass die Ebersdorfer Apotheke nach wie vor nur ein kleines Unternehmen darstellte, das man zu keiner Zeit etwa als "Goldgrube" bezeichnen durfte.

Die Zahl der Rezepte wird 1805 mit ca. 1000 Stück pro Jahr angegeben, wobei der damalige Hofmedicus Dr. Wolter die Rezepte selbst mit den Patienten verrechnete und der Apotheke nur Abschlagszahlungen leistete bzw. solche Rezepte zur eigenen Verrechnung überließ "wo Armuth am Hungerknochen nagt". Wie wir aus den Geschäftsbüchern ersehen, sind die Außenstände der Apotheke auch zu allen Zeiten recht hoch, ein Zeichen für die schlechte wirtschaftliche Lage im Oberland. Für die Apotheke selbst bedeuten diese Außenstände, die teilweise verloren gingen, selbstverständlich eine große Belastung, wenn man die geringen Überschüsse berücksichtigt, die die Apotheke erbrachte. Aus dem Schreiben La Chenals erfahren wir auch etwas über die Dienstzeiten des Apothekers. Danach betrug die Mittagszeit eine halbe Stunde, die Abendbrotzeit ebenfalls eine halbe Stunde und zwar von 18.00 bis 18.30 Uhr. Während dieser Zeit wechselte sich der Prinzipal mit dem Provisor ab. Außerhalb der Geschäftszeit war der Apotheker darüber hinaus stets über die Nachtglocke zu erreichen. Auch an Sonntagen wurde die Apotheke offen gehalten.

In die Zeit La Chenals fällt der Durchzug der Napoleonischen Truppen durch Ebersdorf (1806). So heißt es: "Sobald die Truppen da waren, herrschte Unruhe aller Art. Im Gasthof und in der Apotheke musste fortwährend Wein und Branntwein ausgeteilt werden". Es dürfte dies nicht zufällig gewesen sein, da die Apotheke wohl stets größere Mengen Branntwein vorrätig hielt. Aus den Inventuren können wir ersehen, dass dessen Umsatz recht rege war. Bezogen wurde der Weingeist aus der fürstlichen Brennerei in Ebersdorf, die laut Übereinkunft als einzige Bezugsquelle der Apotheke festgelegt war. Auch Lappe, der später in Neudietendorf eine Spirituosenfabrik gründete (Aromatique), war einmal in der Ebersdorfer Apotheke tätig.
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historische Arzeneigefäße






historische Arzeneigefäße

Die Instruktion für den Apotheker

In ihren Anfängen war die Apotheke eine allein für die Brüdergemeine gedachte Einrichtung. Eine Kontrolle der Apotheke erfolgte zu jener Zeit nur von Seiten der Gemein-Vorsteher bzw. der Gemein-Ärzte. Bereits im Jahre 1805 ergaben sich daraus mit dem Hofmedicus Dr. Wolter Differenzen. Er beschwerte sich, dass man ihm eine Kontrolle der Apotheke mit dem Hinweis untersagte: "Als solche habe sie ein Privilegium und durch dieses Privilegium sey sie sowohl von der Polizeyaufsicht des Amtes als von aller Einmischung der Physici ausgenommen."

Dieser Zustand dürfte sich jedoch bald geändert haben, denn bereits aus dem Jahre 1834 stammt ein Revisionsbericht, der von der Fürstlich-Reußischen Polizeidirektion ausgefertigt wurde. Danach scheint es sehr notwendig gewesen zu sein, die Apotheke einer anderen Kontrolle als nur der der Brüdergemeine zu unterwerfen. So geht aus dem Bericht hervor, dass weder Gewichte noch Waagen stimmten, dass die Preise für das gleicht Mittel schwankten, und die Aufbewahrung der Arzneistoffe recht mangelhaft war. Gefördert wurden diese Unzulänglichkeiten durch das Fehlen einer Apothekenbetriebsordnung für die Herrschaft Reuß j. L. Zwar bestanden bereits sogenannte Instruktionen, die aber nur für die einzelnen Apotheker speziell erlassen wurden. So liegt aus dem Jahre 1831 eine Instruktion für den Administrator der Gemeinapotheke in Ebersdorf vor, welche in 14 Punkten die Aufgaben, Ausbildungsfragen, die Dienstzeit usw. behandelt und vom Gemein-Vorsteher unterzeichnet wurde.

Spätere Verordnungen gehen dann auf die Fürstliche Ministerialverwaltung zurück, die z. B. 1858 eine Verfügung über die Belieferung von Rezepten erließ. Eine weitere Instruktion, es dürfte sich hierbei um das Analogon zu der "Instruktion für den Besitzer der Hofapotheke zu Schleiz" handeln, wurde als "Instruktion für den Administrator der Apotheke der evangelischen Brüdergemeine zu Ebersdorf" nach 1880 erlassen. In 40 Punkten wird hier eine Anweisung über den Betrieb, die Einrichtung usw. der Apotheke gegeben. Erst im Jahre 1903 wurde eine allgemeine Apothekenbetriebsordnung für das Land Reuß j.L. erlassen, die schließlich im Jahre 1924 erneuert wurde. Nach dem Tode La Chenals folgte in der Verwaltung der Ebersdorfer Apotheke der Apotheker Aschenbach (1810).

Aschenbach war bis zu seinem Tode im Jahre 1815 in Ebersdorf. Über seine berufliche Tätigkeit wissen wir nichts Näheres. Dafür ist von ihm eine "Flora Ebersdorfiensis" erhalten, die uns von den ausgezeichneten floristischen Kenntnissen diese Mannes verrät. Diese Flora, die das Gebiet Lobenstein - Zschachenmühle - Weißbach - Burgk - Saale - Blankenstein umfasst, führt den größten Teil der wichtigeren Pflanzen auf. So waren Aschenbach die Fundorte der Himmelsleiter (Polemonium coeruleum) (L.), das südlichen Mariengrases (Hierochloe australis (Schrad.) R. et Sch.) des Milzfarns (Ceterach officinarum Lam. et DC.) des südlichen Wimperfarns (Woodsia ilvensis (L.) R. Br.) des ästigen Rautenfarns (Botrychium matricariaefolium (Retz.) A. Br.), des Zwergbuchses (Polygala chamaebuxus L.), des bunten Eisenhutes (Aconitum variegatum L.), des Tannen- und Sumpfbärlapps (Lycopodium selage L., L. inundatum L.) usw. bekannt. Ziehen wir bei dieser Würdigung die berufsbedingte spärliche Freizeit in Betracht, so muss diese Leistung um so höher bewertet werden.
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historische Arzeneigefäße

Selectus formularum in Pharmacopolio Ebersdorfiensi usitatarum

Aus dieser Zeit dürfte auch, obwohl kein genaues Datum festzustellen ist, eine Rezeptsammlung der Ebersdorfer Apotheke stammen, die in den folgenden Jahren immer wieder ergänzt und durch Nachträge bereichert wurde. Das älteste, durch eine Datumsangabe festgelegte Rezept stammt aus dem Jahre 1782 und dürfte erst später eingeheftet worden sein. Den Inhalt dieser Zusammenstellung bilden verschiedene Arzneizubereitungen, die wohl von ärztlichen Rezepten bzw. aus der Literatur übernommen wurden. So finden wir zahlreiche Salben-, Pillen-, Pulver-, Pflaster-, Balsam-, Teerezepte usw., neben solchen für rote und schwarze Tinte, für die Herstellung von Liköressenzen, die Gewinnung von Blausäure, von Eisentinktur, und von sogenannten italienischen Geheimmitteln gegen Nierensteine und Vipernbiss. Kurz zusammengefasst kann man sagen, dass diese Zusammenstellung vom Mittel zur Rattenbekämpfung bis zur Haarpomade der Fürsten Reuß alles enthält.

Nach dem Tode Aschenbachs im Jahre 1816 folgte ihm der Apotheker Andreas Schäfer in der Verwaltung der Apotheke. Aus jener Zeit ist uns neben einigen Lehrverträgen auch die "Übereinkunft der Administration hiesiger Gemeinapotheke" erhalten. In der ",Übereinkunft" wurden die Rechte und Pflichten des Verwalters der Apotheke festgelegt. Von Interesse ist dabei, dass der Gemein-Vorsteher auch Vorgesetzter des Apothekers war, und größere geschäftliche Unternehmungen der Billigung des Vorstehers bedurften. Eine Überwachung der Apotheke erfolgte in Hinsicht des baulichen Zustandes sowie in Bezug auf die ordnungsgemäße Aufbewahrung und den Zustand der Arzneistoffe. Dabei wurde der Gemeinvorsteher allerdings vom Gemein-Medicus unterstützt. An Lasten ruhten auf der Apotheke 458 Reichstaler, die sich in folgende Beträge gliederten:

8 Taler Herrschaftliche Abgabe
10 Taler Kommun-Beitrag
100 Taler Gemein-Beitrag
60 Taler Hausmiete
100 Taler Zinsen (4% für 2500 Taler vorgeschossenes Betriebskapital)

Hierzu kam noch eine Pension für die Witwe des Apothekers La Chenal in Höhe von 30 Talern jährlich und ein errechneter Überschuss von 150 Talern. Der Gehalt des Apothekers betrug 400 Taler, die vierteljährlich in Beträgen von 100 Taler ausgezahlt wurden. Daneben wurden ihm freie Wohnung, freies Holz und Licht sowie freie Medikamente für sich und seine Familie gewährt. Bei entsprechendem persönlichen Einsatz wurde ihm außerdem eine Rente in Aussicht gestellt.
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Lehrkontrakte

Der Apothekerberuf war zu jener Zeit ein reiner Lehrberuf. Die Bedingungen, die an die jungen Menschen gestellt wurden, finden wir in einer Zusammenstellung aus dem Jahre 1825 niedergelegt. Danach musste der "Knabe" ein Alter von 12 bis 14 Jahren erreicht haben, sowie die notwendigen Schul- und Vorkenntnisse, insbesondere im Lateinischen nachweisen. Er musste Lust und Liebe zum Beruf verspüren, körperlich und geistig gesund sein und eine Lehrzeit von 5 Jahren absolvieren. Für seine Ausbildung wurde kein Lehrgeld erhoben, seine Eltern mussten aber für reinliche Kleidung und den Unterhalt sorgen. In den einzelnen Lehrverträgen finden wir dann allerdings geringfügige Abweichungen von diesen Bedingungen. So wurde die Lehrzeit teilweise auf 4 Jahre verkürzt, es wurde zum Teil im letzten Jahr ein Entgelt für die Arbeit des Lehrlings entrichtet, es wurde aber auch zur Bedingung gemacht, dass der Lehrling nach der Prüfung eine halb- oder einjährige Gehilfenzeit in Ebersdorf ableistete. Etwas eigenartig mutet uns heute die Bedingung an, dass der Lehrling weder Geld noch Waren in den Taschen bei sich tragen durfte, ein Zusatz, der in verschiedene Lehrverträge aufgenommen wurde.

Nach dem Tode A. Schäfers im Jahre 1832 (er wurde in Ebersdorf begraben), folgte der Apotheker Benjamin Zacharias Herbrich, der bereits in den Jahren 1819 - 1827 als Lehrling und Gehilfe in Ebersdorf weilte. Herbrich kam aus der Apotheke Neudietendorf, die der dortigen Brüdergemeine gehörte. Wie Aschenbach verfügte Herbrich über gute floristische Kenntnisse, wie sein Herbarium aus dem Gebiet Neudietendorf - Erfurt - Arnstadt beweist. Leider scheint er in Ebersdorf nicht weiter gesammelt zu haben, denn wir suchen vergeblich nach Ergänzungen in der "Ebersdorfer Flora". Herbrich blieb bis zu seinem Tode (2. 5. 1859) in Ebersdorf. Auf B.Z.Herbrich folgte ein gewisses "Interregnum", eine Zeit in der die Apotheke Ebersdorf von keinem Apotheker qeleitet wurde. Von Namen sind uns aus dieser Zeit Reissig und R. Reuschel bekannt, wobei letzterer die Berufsbezeichnung "Agent" führte.

Am 1.8.1859 folgte dann der Apotheker Julius Koch. Koch arbeitete in Ebersdorf über die Gewinnung und Verarbeitung des Flachses. Eine ziemich umfangreiche und fleißige Arbeit mit zahlreichen Angaben über die Aufarbeitung verschiedener Proben deutet darauf hin. Mitte des Jahres 1865 folgte auf Koch der Apotheker Ludwig Schmitt in der Verwaltung der Apotheke. Auch er war ein Anhänger der Scientia amabilis, wie sich überhaupt fast alle in Ebersdorf weilenden Apotheker auf diesem Gebiet betätigten. Davon zeugen die zahlreichen Herbarien, die neben der heimischen Pflanzenwelt auch Sammlungen aus außereuropäischen Ländern, z. B. aus Labrador, aus Südafrika, Farnpflanzen der Tropen usw. enthalten. L. Schmitt verwaltete die Apotheke bis zum Mai 1883.

Ihm folgte H. Eschert, der die Apotheke allerdings nur 4 Jahre - nämlich bis zum Juni 1887 - leitete. Auf H. Eschert folgte 1887 G.Kühn aus Saalburg, der spätere Hof-Apotheker zu Schleiz, der die Ebersdorfer Apotheke vertretungsweise leitete und sie im Juli 1888 an Richard Martin übergab. Unter R. Martin, einem in unserer Gegend heute noch bekannten und beliebten Apotheker, der das Ansehen der Ebersdorfer Apotheke durch seine Persönlichkeit entscheident vermehrte, verblieb die Apotheke bis zum Jahre 1934. In den 20ger Jahren richtete G. Kühn, der zu dieser Zeit bereits Hof-Apotheker in Schleiz war, zusammen mit R. Hänsel, dem Schleizer Stadt-Archivar, ein Apothekenmuseum ein. Einige altertümliche Gerätschaften und verschiedene Gefäße wurden damals von Ebersdorf dem Schleizer Museum übergeben. Leider sind diese Gegenstände 1945 durch Kriegseinwirkung zerstört worden.

Wohl schon vor dieser Zeit hatte die Sammlung Heinrici Halle einen Teil der vorhandenen alten Apothekengefäße erworben. So wird in einem Aufsatz der Deutschen Apothekerzeitung auf die schönen Fayencetöpfe der Apotheke Ebersdorf sowie auf "kleine ampullenförmige, vermutlich selbstgeblasene, Fläschchen aus grünem Glas die etwa 1 Gramm halten und bis unter den Stöpsel mit einem Salz gefüllt sind-, verwiesen. Diese Fayencetöpfe stammen aus dem Jahre 1745 bis 51 bzw. 1720 bis 1745.
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Eckmarkische Pillen

In die Zeit von J. Schmitt fällt der Erwerb des Rezepts der bekannten "Jonas Eckmarkische Pilularum Salutis" für die Apotheke in Ebersdorf. In den Kassenberichten tauchte dieses Mittel, das bisher von den Eckmarkischen Erben vertrieben wurde, erstmals im Oktober 1875 auf. Als Anwendung wurde für diese Pillen eine ganze Reihe von Krankheiten angegeben, wie z. B. Brust- und ansteckende Fieber, Hautausschläge, Verschleimung, eiternde Wunden, Hämorrhoiden, Koliken, Schlagflüsse, Schwindel usw.

Betrachten wir die Rezeptur dieser Pillen, so müssen wir feststellen, dass ihr Anwendungsgebiet sehr zum Nachteil der Patienten viel zu weit gefasst wurde. Trotz der Zweifel in die Wirksamkeit bei verschiedenen der aufgezählten Krankheiten muss gesagt werden, dass sich diese Pillen bis in die neueste Zeit einer großen Aufmerksamkeit erfreuten. Unter Apotheker Martin scheint der Vertrieb dieser Hausspezialität - wohl hauptsächlich als Abführmittel - den größten Umfang erreicht zu haben. Aber auch in den Jahren nach 1940 wurden sie nach ganz Deutschland geliefert. Bestellungen aus Frankfurt/Oder, Babelsberg, Glauchau, Görlitz, Leipzig, Dresden, Erfurt, Jena, Hannover, Lüneburg, Bad Godesberg, Stuttgart, Bad Ischl, Schladning/Steiermark, Villach usw. sprechen dafür.

Auf R. Martin folgte im Juli 1934 der Apotheker Wilfried, Theodor Padel, dem allerdings nur eine kurze Schaffenszeit in Ebersdorf vergönnt war. Bereits im Juli 1936 schied er aus dem Leben. Ihm folgte der Apotheker Gottlieb, Friedrich, Wilhelm Joos als kommisarischer Leiter, der die Verwaltung im Oktober 1936 an den Apotheker Albert Kindt übergab. Aufgrund des Gesetzes "Über die Verpachtung und Verwaltung öffentlicher Apotheken" wurde A. Kind ab 1. 9. 1937 als Pächter eingesetzt.

Auf A. Kindt folgte am 1. 10. 1939 der Apotheker Ottokar Klink. In die Zeit seiner Tätigkeit fiel der entscheidende Schritt in der Änderung der Besitzverhältnisse der Apotheke Ebersdorf. Durch Gesetz wurde die Apotheke am 1.10.1949 in Staatshand überführt und in eine Poliklinik-Apotheke umgewandelt. Durch Bereitstellung größerer Mittel war nun die Möglichkeit gegeben, die notwendige Modernisierung in der Ausstattung der Apotheke vorzunehmen. Nach dem aus Gesundheitsrücksichten erfolgten Ausscheiden von 0. Klink übernahm im Januar 1953 Apotheker Wolfgang Hertel die Leitung. Er blieb bis zum September 1957 in Ebersdorf.

gekürtzte Fassung
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